Besuch im Schwulen Museum

Ich hatte diese Woche die Gelegenheit, hinter die Kulissen eines wichtigen Ortes für Queere Geschichte zu sehen. Dr. Birgit Bosold und Brigitte Oytoy vom Vorstand des Schwulen Museums (SMU) haben mich durch aktuelle Ausstellungen geführt. Für den kurzen Sommer des schwulen Kommunismus, das „Tuntenhaus Forellenhof“, war es der letzte Ausstellungstag. Im Zentrum der Ausstellung war aufwendig ein Zimmer aus dem damaligen Tuntenhaus nachgestellt, der Hut einer Bewohnerin und Fotografien vermittelten ein eindrückliches Bild der damaligen Zeit.

Sehr beeindruckend ist auch die soweit bekannt erste internationale Ausstellung, die sich den vielfältigen Intersektionen von Queerness und Behinderung widmet: Queering the Crip, Cripping the Queer (läuft bis zum 29. Mai). Die Ausstellung stellte an das SMU nachhaltige Ansprüche: Fotografien können ertastet werden, Beschreibungen sind auf Augenhöhe für Personen im Rollstuhl zu lesen, die Barrierefreiheit wurde verbessert.

Eher zufällig kam das Museum vor Jahren an Briefe von Hans Heinrich Festersen. Hans Heinrich war queer und behindert. Er wurde 1942 von der Polizei wegen Verstoßes gegen §175 verhaftet und schließlich 1943 in Plötzensee ermordet. Im SMU-Archiv existieren höchstwahrscheinlich sehr viele äußerst interessante Fundstücke, die leider kaum aufgearbeitet werden können. „Eigentlich bräuchten wir hier zwei Mitarbeitende, die einmal alles im Archiv sortieren und systematisieren. Leider hangeln wir uns immer nur von Projektförderung zu Projektförderung“, erklärte mir Dr. Bosold. Für viele Organisationen und Vereine in Deutschland ein bekanntes Problem.

Im Aktionsplan Queer Leben hat sich die Bundesregierung u.a. die Stärkung der Erinnerungskultur und LSBTIQ* Themen in Bildungseinrichtungen vorgenommen. Ich werde mich dafür einsetzen, auch Orte wie das SMU bei unseren queerpolitischen Maßnahmen mitzudenken.