Klimacheck statt Autobahnausbau

Neue Autobahnen als Beitrag zum Klimaschutz zu bezeichnen, ist echt ein Witz! Wir brauchen keine neuen Autobahnen, sondern einen Klimacheck für die ganzen Bauvorhaben. Und zwar deshalb:

Flächenversiegelung: In Deutschland werden täglich 76 Fußballfelder an Fläche versiegelt, pro Minute die Fläche eines Familienhauses (Quelle BMUV). Der Ausbau und Neubau von Straßen trägt dazu wesentlich bei.

Laut Umweltbundesamt werden täglich bis zu 3 Hektar durch den Ausbau von Autobahnen und Bundesstraßen versiegelt. Zum Vergleich: Der Ausbau von Bahntrassen nimmt nur 0,5 Hektar in Anspruch. Die Straße verbraucht 6x mehr Fläche als die Schiene täglich!

Klimaschädlicher Bau: „Der Bau von Asphaltstraßen verursacht große Mengen an CO2-Emissionen – für 100 Meter einer leicht befahrenen Fahrbahn von 16 Zentimetern Asphaltstärke bereits gute 11.500 Kilogramm des Gases.“

Pro Jahr emittiert der Straßenbau und Erhalt mehrere Millionen Tonnen CO2 in Deutschland laut einer Studie des Bundesumweltamtes. Im Beispieljahr 2008 waren es stolze 14,43 Millionen Tonnen.

Autobahnen sind teuer: Zwischen 2015-2030 fallen ca. 120 Mrd. an für Neubau & Erhalt von Bundesstraßen. Allein der Ausbau der A3 zwischen Leverkusen & Oberhausen ist mit 861 Millionen veranschlagt. (Ein Projekt, das vor Ort nichtmals die IHK haben will.)

Der Autobahnausbau ist sozial ungerecht: ~13 Millionen Erwachsene in Deutschland haben keinen Führerschein (Destatis). Und ärmere Menschen haben meist kein Auto. Sie profitieren nicht vom Straßenbau, müssen aber Umweltfolgen mittragen (Abgase, Lärm, versiegelte Flächen).

Stau bei Sanierung: Bereits jetzt hat Deutschland eins der dichtesten Fernstraßennetze der Welt. Eins, das an vielen Stellen marode ist. Weil der Bund angesichts vieler Ausbauprojekte nicht hinterher kommt, den Bestand zu sanieren.

Das Brückenproblem: Die Hälfte aller Brückenbauwerke auf Bundesautobahnen muss dringend saniert werden. Das sind über 13.000 Brücken in ganz Deutschland (Quelle: BMDV). Wer da noch zusätzlich hunderte Neu- und Ausbauprojekte vorrantreiben will, handelt unverantwortlich.

Für eine beschleunigte Sanierung dieser Brücken im Bestand braucht es keine Gesetzesänderung. Die braucht es nur, wenn die Brücken verbreitert und die Autobahn davor und dahinter ausgebaut werden soll. (Das ist das, was die diskutierten Gesetze gerade vereinfachen sollen).

Autobahnbeschleunigung geht zu Lasten anderer Infrastruktur (bspw. Schiene und Erneuerbare): Wir haben einen eklatanten Arbeitskräftemangel in Deutschland bei Ingenieur*innen und im Baugewerbe. Wer die Ressourcen im Autobahnausbau bindet, kappt dafür an anderer Stelle.

Ich könnte auf viele dieser Punkte noch weiter eingehen. Aber es geht eben bei der Autobahndebatte um mehr als Autos. Und egal ob es um die CO2-Bilanz beim Bau, den Flächenverbrauch oder Notwendigkeit der Brückensanierung geht. Neue Autobahnen zu bauen macht einfach keinen Sinn!

Zur Erinnerung: in Deutschland sind aktuell noch hunderte Kilometer Neu- und Ausbau von Autobahnen geplant.

In Österreich gibt es einen Klimacheck für Straßenbau. Da werden wenige Ausbauten noch vollendet. Dann ist gemäß CO2-Budget Ende. Wir sollten uns daran ein Beispiel nehmen. Deutschland braucht den Ausstieg vom Ausbau der Straße. Erst dann kann Verkehrswende richtig gelingen.

Das frei werdende Geld könnten wir investieren in Ausbau & Digitalisierung der Schiene, um dort mehr Güter zu transportieren. In guten & günstigen ÖPNV für alle. Und Flächen können für den Naturschutz erhalten bleiben. So könnte Deutschland seine Klimaziele im Verkehr schaffen.